Grundlagen für die Jugendhilfeplanung im Landkreis Waldshut

– Jugendstudie Waldshut –

Um detaillierte und aussagekräftige Informationen über die Freizeitinteressen und -bedürfnisse von Jugendlichen zur Unterstützung der Jugendhilfeplanung zu erhalten, hat der Landkreis Waldshut ein Forschungsprojekt mit drei Komponenten in Auftrag gegeben:

  • Sozialraumanalyse des Landkreises Waldshut auf der Grundlage von amtlichen Daten bzw. Daten, die bei Organisationen der Sozialarbeit und Jugendhilfe verfügbar sind.
  • Repräsentative Befragung von Jugendlichen im Landkreis (Jugendbefragung)
  • Gruppendiskussionen mit ausgewählten Jugendlichen

Beschreibung der Projektkomponenten:

1. Sozialraumanalyse

Für jede der 32 Gemeinden des Landkreises wurden Indikatoren entwickelt, mit denen sich wesentliche Merkmale der Sozialstruktur, der Lebensverhältnisse und die Verteilung von Belastungen und Bedarfen darstellen lassen.
Die Ausgangsdaten waren im Wesentlichen die von der amtlichen Statistik bereitgestellten und verfügbaren Informationen – insbesondere:

  • Bevölkerung: Alter, Geschlecht, Konfession, Nationalität
  • Haushaltsstrukturen: Generierung von Haushaltstypen auf der Grundlage der Einwohnerstatistik
  • Raumdaten: Nutzung der Fläche für Wohnen, Gewerbe, Verkehr
  • Wohnungs- und Gebäudedaten

Ergänzt wurden diese Indikatoren durch die folgenden Daten, die Auskunft geben über Belastungen und spezifische Bedarfe:

  • Polizeistatistik
  • Jugendgerichtshilfe-Daten
  • Informationen über Erziehungsdefizite nach § 27 KJHG
  • Sozialhilfe, insbesondere Hilfe zum Lebensunterhalt
  • Arbeitslosigkeit und darauf bezogene Leistungen

Für die verfügbaren Daten wurden interpretierbare Kennziffern ermittelt – im wesentlichen Relativzahlen, mit der (evtl. altersspezifischen) Bevölkerung und/oder der Fläche als Bezugsgrößen.

Versuchsweise wurden die so definierten Indikatoren zu umfassenderen Konstrukten zusammengefasst, um deutlicher spezifische Problem- und Bedarfsräume identifizieren zu können. Dabei kamen vorwiegend die Methoden der Faktorialökologie zum Einsatz und multivariate Verfahren, mit denen sich die Bedeutung von Abhängigkeiten schätzen lässt.

2. Jugendbefragung

Im Landkreis leben ca. 16.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren. Bei einer repräsentativen Auswahl von ca. 2400 Jugendlichen im Alter von 12 bis ca. 18 Jahren wurde eine Klassenbefragung mit einem standardisierten Fragebogen durchgeführt, der folgende Themen enthielt:

  • soziobiographische Situation von Jugendlichen: Alter, Geschlecht, Familiensituation
  • „kulturelles Kapital“: Schulbesuch, -abschluss, Berufsausbildung
  • „soziales Kapital“: Kontakte, Freunde, Cliquen, Verhältnis zu den Eltern
  • spezifische Ressourcen: Zeit, Geld, Wohnen, Freiheiten
  • Freizeitinteressen
  • Bekanntheit und Nutzung von Angeboten der Jugendarbeit
  • Nutzung sonstiger Angebote und Gelegenheiten: öffentliche Räume, kommerzielle Angebote
  • Wünsche und Bedarfe nach Angeboten

Im Landkreis sind alle Schultypen vertreten (Sonderschulen, Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien und berufsbildende Schulen). Auf der Grundlage der Schulstatistiken wurde eine mehrstufige „Klumpenauswahl“ für die Befragung getroffen: geeignete Schulen, innerhalb der Schulen eine Auswahl von Klassen und innerhalb der Klassen eine Vollerhebung.

3. Gruppendiskussion

Es erschien sinnvoll, die eher quantitativen Forschungsansätze (1 + 2) durch eine qualitative Bestandsaufnahme zu ergänzen. Dazu sind mit Blick auf den Aufwand am ehesten Gruppendiskussionen mit Jugendlichen geeignet, deren Ergebnisse und Verlauf ausführlich protokolliert wurden. Die Themen dieser Gruppendiskussionen bezogen sich auf die Situation von Jugendlichen, auf Freizeitinteressen, Nutzung von Angeboten und Räumen und auf Wünsche nach geeigneten Angeboten.


Themenfeld: Kinder und Jugendliche

Auftraggeber: Landratsamt Waldshut

Status: abgeschlossen

Laufzeit: 2002-2003

Publikationen: Buch

Datensatz: Archiviert beim GESIS-Datenarchiv https://doi.org/10.4232/1.4206

Nach oben scrollen