Raum für Kinderspiel!

– Eine Studie über Aktionsräume von Kindern in Ludwigsburg, Offenburg, Pforzheim, Schwäbisch Hall und Sindelfingen –

„Es gibt kaum einen Faktor, der den Alltag und die Entwicklung von Kindern mehr beeinflusst, als die räumliche Gestaltung des Wohnumfeldes und die damit verbundenen Möglichkeiten zum freien Spiel“. Das ist die zentrale Aussage der 1993 veröffentlichten Freiburger Kinderstudie (Projektbeschreibung), die auf einer breiten empirischen Grundlage die Aktionsraumbedingungen von Kindern und die damit verbundenen Auswirkungen auf deren Lebensalltag untersuchte.

Zwei Jahrzehnte nach Erscheinen der Studie bleibt das Thema der Spielmöglichkeiten und Wohnumfeldbedingungen von Kindern aktuell. Etliche Indizien lassen sogar befürchten, dass es heute um die Spielmöglichkeiten von Kindern schlechter bestellt ist als je zuvor. Von vielen Seiten, etwa von kommunalen Kinderbeauftragten und dem Deutschen Kinderhilfswerk (DKHW), wurde der Wunsch geäußert, die in der Freiburger Kinderstudie begonnenen Untersuchungen fortzusetzen. Aus diesem Grund hat das DKHW gemeinsam mit den Städten Ludwigsburg, Offenburg, Pforzheim, Schwäbisch Hall und Sindelfingen diese Studie in Auftrag gegeben. Grundlage ist eine schriftliche Elternbefragung in Haushalten mit Kindern im Alter von fünf bis neun Jahren in den fünf Städten, die im Frühjahr 2013 durchgeführt wurde und in der Informationen über 5.003 Kinder und ihre Eltern erhoben wurden. Weitere Module bilden die Begehung mit Kindern in ihrem Wohngebiet („Kinder als Raumexperten“) sowie die Inventarisierung des Wohnumfelds auf Basis eines standardisierten Erhebungsbogens. Schließlich wurden mit Hilfe von Expert*inneninterviews die Perspektiven und Herausforderungen der teilnehmenden Städte eingeholt.

Wichtige Ergebnisse sind:

  • Die Zeit, die Kinder mit freiem Spielen im Umfeld ihrer Wohnung verbringen können, hängt vor allem von dessen Beschaffenheit, also von der Aktionsraumqualität ab. Ist die Aktionsraumqualität sehr schlecht, können rund drei Viertel der Kinder überhaupt nicht draußen spielen und über 80 % müssen beim draußen Spielen beaufsichtigt werden.
  • Die den Eltern zur Verfügung stehenden Ressourcen (Schulbildung, Migrationshintergrund, Erwerbsstatus, Alleinerziehendenstatus) haben – über einen Selektionseffekt – Einfluss darauf, in welchem Wohnumfeld Kinder aufwachsen. Familien mit einer günstigen Ressourcensituation leben sehr viel häufiger in einem für Kinder günstigen Wohnumfeld.
  • Ob Kinder eine organisierte Nachmittagsbetreuung benötigen, hängt v.a. von der Familiensituation, u.a. der Erwerbstätigkeit ab. In den allermeisten Familien arbeitet ein Elternteil Vollzeit und der andere Teilzeit oder gar nicht. Unter dieser Konstellation sinkt der Betreuungsbedarf mit steigender Aktionsraumqualität deutlich von 50 % auf 31 %.
  • Die Nutzung elektronischer Medien hängt vom Bildungsniveau der Eltern und vom Wohnumfeld ab. Eine intensive Mediennutzung von mehr als 2 Std./Tag ist vor allem bei Kindern von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss und bei ungünstigem Wohnumfeld zu konstatieren.
  • Zusammenfassend lässt sich beobachten, dass ein ungünstiges Wohnumfeld zu einer deutlichen Verzögerung in der mit dem Alter der Kinder zunehmenden normalen Entwicklung hin zu einer „autonomen“ Kindheit führt – dem Bedürfnis nach Selbständigkeit und neuen Erfahrungen.

Themenfeld: Kinder und Jugendliche

Auftraggeber: Deutsches Kinderhilfswerk, Stadt Pforzheim, Stadt Ludwigsburg, Stadt Sindelfingen, Stadt Offenburg, Stadt Schwäbisch Hall

Partner: Institut für Angewandte Forschung der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg

Status: abgeschlossen

Laufzeit: 3/2013 – 10/2014

Publikationen: Buch, Arbeitsberichte, Vorträge, Aufsatz

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